Meine nun 12. Reise nach Kuba fand 2023 vom 18.-25. April statt. Während die Reisen 2021 und 2022 noch (deutlich) von den Nachwehen der Schließung für den Tourismus aufgrund Covid geprägt waren, ist dies 2023 kein Thema mehr gewesen. Dennoch hat sich Cuba bei weitem noch nicht erholt. Die wirtschaftliche Lage war nach wie vor angespannt und Tourismus noch weit weg von alten Zeiten. Anbei der Erfahungsbericht und ein paar wenige Bilder. Hier habe ich (wie man sieht) etwas mit meiner 360°- Kamera experimentiert. Das ergibt ab und zu eine andere Perspektive – so sehr verändert hat sich die Stadt seither schließlich nicht.
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Meine Unterkünfte
Was sich seither nicht geändert hat, ist das Spielchen mit meinem Lieblingshotel Deauville. Zum dritten Mal in Folge konnte ich dieses über den Reiseveranstalter FTI buchen und zum dritten Mal mußte man mir ein Alternativhotel anbieten. Da der Tourismus inzwischen etwas angezogen hat, waren die Hotels in der Altstadt nicht mehr im Angebot. Also ging es nicht zum dritten Mal ins Inglaterra. Stattdessen wurde als einzige Alternative das St. John`s im Stadtteil Vedado angeboten. Das entsprach der Kategorie des Deauville (einfach, aber OK) und liegt eigentlich gar nicht schlecht. Nahe am Malecon, das Hotel Nacional in der direkten Nachbarschaft und an der Avenida 23 gibt es auch ein paar Bars, die spät in den Abend offen hatten. Da ich aber ein Altstadtfan bin, entschied ich mich diesmal zumindest für 5 Tage für ein Airbnb in der Nähe des Deauville: „B & B with wonderfull sea view“ by Gastgeberin Yosvany, Malecón, 413 Entre Campanario y Manrique. 5 Nächte für 175 Euro. Ich bin nicht enttäuscht worden: Sehr nette Gastgeber, die im 1. Stock direkt am Malecon 3 Schlafzimmer und ein riesiges gemeinsames Wohnzimmer (zum Verweilen und hauptsächlich für das Frühstück) boten (siehe Bilder). Das Frühstück auf der Terrasse direkt am Malecon war immer ein Traum. Dies kostete 5 Euro extra, war aber für kubanische Verhältnisse wirklich sehr gut. Natürlich lernt man in so einer Unterkunft auch andere Touris kennen, was meist recht kurzweilig war. Die Küche/Bar war rund um die Uhr besetzt und man hätte mir auch noch nachts um 4 einen Cocktail gemixt. Aber natürlich wurde durch die stete Präsenz des Gastgebers auch sichergestellt, dass keine ungebetenen/ unangemeldeten Besucher sich in den Räumlichkeiten aufhielten.
Die wirtschaftliche Situation
Natürlich kann ich hier nicht in die Tiefe gehen und nur berichten, was in den paar Tagen augenscheinlich war.
Inzwischen hat die Regierung den offiziellen Wechselkurs von 1:24 (24 Pesos für einen Euro) auf rund 1:120 angehoben, der Schwarzmarktkurs (https://eltoque.com/tasas-de-cambio-de-moneda-en-cuba-hoy) ist dem natürlich schon enteilt. Üblich zu der Zeit waren rund 200-230 Pesos für einen Euro – was die Restaurant- und Barbesuche wieder sehr günstig machten. Zwar zogen auch hier die Preise an, aber aufgrund des besseren Schwarzmarktkurses, waren Essen und Trinken vergleichbar teuer wie 2022 und 2021. Etwas dramatischer als sonst war die Versorgung mit Kraftstoffen. Vor den Tankstellen waren stets hunderte Meter lange Schlangen zu sehen, sobald sich das Gerücht herumgesprochen hatte, dass es dort bald wieder Benzin geben wird. Den Erzählungen nach warteten die Leute dort manchmal tagelang und für manchen wurde es zum Geschäftsmodell, seinen guten Platz in der Warteschlange gegen Bares zu tauschen. Entsprechend etwas teurerer waren auch die Taxifahrten. Hier kam man nach wie vor nur mit Euros weiter. Zwar konnte ich meinen Trip zum Playa del Este wieder gut verhandeln (35 oder 40 Euro für Hin und Zurück), auf der anderen Seite kostete auch die Strecke vom Hotel St. John`s zum Airbnb (1,7 km!!) auch zwischen 15 und 20 Euro – was selbst den Airbnb- Betreiber peinlich berührte. Meine Airbnb- Familie wußte übrigens auch von leicht ansteigender Kriminalität zu berichten. Etwa wöchentlich wurde berichtet, dass wieder ein Tourist auf offener Straße (natürlich nachts) gewaltsam ausgeraubt wurde.
Was mich zum kleinen „Highlight“ meiner Reise bringt: Auch ich wurde Opfer vorher nicht gekannter Kriminalität. Eines Abends am Malecon zog ich meine Wanderschuhe aus und stellte diese neben mich auf`s Mäuerchen. Da waren sie dann irgendwann mal nicht mehr. Da dies meine einzigen geschlossenen Schuhe waren, mußte natürlich Ersatz her. Welcher Laden Schuhe anbietet, ist aber in Havanna gar nicht so offensichtlich. Zum Glück half mir hier meine gute Freundin China, die mit mir in der Straße Obispo zum Shoppen ging. Nach einer Stunde hatte ich Stofftreter für 30 Euro (würden bei uns keine 10 Euro kosten), die unbequem waren und abfärbten. Aber wenigstens hatte ich geschlossene Schuhe für den Rückflug.
Ansonsten wieder das gleiche Bild. Gegessen wurde, was es gab und auch bei den Getränken durfte man nicht wählerisch sein. Mal gab es Bier, mal nicht. Ganz selten gab`s das eigene Bier (Cristal, Bucanero), meist wurde üble Importbrühe gereicht. Da mußte man schon froh sein, wenn es wenigstens ein Presidente in der Flasche aus der Dominikanischen war. Meist gab es No Name- Bier niederländischer Herkunft in Büchsen.
Die Cigarren
Cigarrenkaufen in Havanna war wieder ein (kleines) Trauerspiel. Blendet man mal kleinere Formate aus, gab es neben 5er- Schachteln Montecristo natürlich Cohiba und Trindad aber wenig sonstige Marken bei den Formaten Robusto oder größer. In den drei von mir besuchten Casas (Riviera, Melia Cohiba, Partagas) unterschied sich die Auswahl an „Robustos oder größer“, so dass man sich erst einmal einen Überblick verschaffen mußte, bevor man zuschlug. Vor allem in der Casa Partagas gab es an unterschielichen Tagen eine kleine Auswahl unterschiedlicher Ciharren. Ein Glückspiel also. Im Hotel Inglaterra bekam man eine gewohnt (vergleichsweise) große Auswahl an Einzelcigarren – aber eben keine Kisten.
Dennoch will ich nicht meckern. Über mehrere Tage verteilt, konnte ich doch die ein oder andere schöne Kiste finden. Bei Partagas habe ich eine Kiste Bolivar Royal Coronas gekauft. Am Tag zuvor gab es so wenig in den Regalen, dass ich wenigstens eine der letzten 10er- Kisten Ramon Allones Superores ergattern konnte. Im Riviera habe ich 10er- Kistchen Upmann Magnum 50 und Magnum 54 gefunden und je 2 mitgenommen. Durchgehend boxing date 2019, wie auch bei den Bolivar Royal Coronas – da fragt man sich schon, wo die Cigarren vergessen wurden. Die lagen sicher nicht 4 Jahre in der Casa. Noch älter war die Kiste Romeo y Julieta Belicosos aus dem Jahr 2017. Megagefreut hat mich auch die Cabinet- Kiste Bolivar Belicosos – schon lange nicht mehr auf dem deutschen Markt gesehen.
Mein Highlight allerdings war eine einsame 50er- Kiste (!) Ramon Allones Specially Selected! Wirklich nur eine Kiste im Regal der Casa Partagas. Schnell gekauft, war mir auch schnell der Neid chinesischer Aficionados hinter mir sicher.
Eigentlich war ich schon voll und ganz zufrieden, bis ich am Flughafen bei der Abreise noch 2 (und wieder wirklich nur 2) Kisten Vegas Robaina Unicos entdeckte. Die waren mit 22 Euro/ Stück überraschend teuer, aber das hätten sie in Deutschland wohl auch in etwa gekostet – wenn man sie denn findet. Dem Preisaufschlag am Flughafen muß ich mal nachgehen. Was beim Rum im Duty Free ich noch belächeln kann, ist bei Cigarren ärgerlich. Hier ist die Auswahl teilweise besser (Unicos!!), aber die Preise nicht wie „draußen“.
Meine Freunde
Schnell erzählt. Natürlich war ich wieder ein paar Tage und Abende mit China unterwegs, die mir ein paar nette Bars und Restaurants zeigte, die von Touris nicht so leicht zu finden sind. Juanita arbeitet nun wohl dauerhaft im Melia Cohiba. Natürlich mußte ich auch sie zusammen mit Eduardo besuchen. Mit Eduardo habe ich mich wie gewohnt in der Cigarrenfabrik La Corona getroffen. Am Malecon gab es ein Wiedersehen mit Frank und auch ein paar sonstige Gestalten dort kamen mir aus vergangenen Jahren bekannt vor.
Sonstiges/ Kultur
Das kulturelle Highlight des Urlaubs war der Besuch des Fidel Castro- Museums. Ich war zufällig in der Gegend, erkannte das rege Treiben am Eingang und konnte mich einer Reisegruppe aus Venezuela anschließen. Der Führer erkannte schon nach ein paar Minuten, dass ich ich (äußerlich) nicht zur Gruppe gehörte und sprach mich an. Nachdem er meine Herkunft kannte und nun auch wußte, dass ich Spanisch nicht verstehe, tat er mir den Gefallen und gab mir nach den Kurzvorträgen auf Spanisch eine kleine Zusammenfassung auf Englisch, was natürlich den Aufenthalt der Gruppe aus Venezuela (rund 20 Leute) entsprechend verlängerte. Gemeckert hat keiner.
Die Führung und die Erklärungen sind in den Museum auch absolut notwendig, ansonsten erschließt sich einem nicht die Fülle an Geschichten und Informationen. Ausstellungsstücke sind ausschließlich in Spanisch beschildert. Der Eintritt ist kostenlos, die Tour dauert etwa 90-120 Minuten und wird nie langweilig. Wirklich ganz toll und abwechslungsreich gestaltet. Am Ende der Führung bekommt man in einem kleinen dunklen Raum noch ein paar audiovisuelle „Abschiedsgrüße“/ Huldigungen alter Weggefährten und politischen Freunden. Sehr rührend!
Sehr traurig war allerdings der Besuch der Casa del Habano im Hotel Conde de Villanueva (ehemals Reynaldos Tempel – dieser betreibt nun eine Casa del Habano in Mexiko, ist also ausgewandert). Der Laden ist komplett leer, maximal Cigarillos und die „Hausmarke“ kann man dort noch käuflich erwerben. Zu der Cigarre bekommt man immerhin noch Kaffee, Rum und Cola serviert. Man sitzt da aber die meiste Zeit alleine. Ohne Verkauf kommen auch keine Touris mehr in den Laden. Sehr selten wurden noch Touristengruppen durchgeführt, um ihnen eine (ehemalige) Cigarrenlouge zu zeigen. Da diese Gruppen aber wohl nicht so zahlreich waren, war die Casa auch sehr unregelmäßig, also meist gar nicht, offen. Da das Hotel auch nicht in Betrieb war, stand man also schon an der Straße vor verschlossener Türe und konnte nicht einmal den schönen Innenhof für eine Cigarre nutzen.
Der Rest der Reise folgte dem gewohnten Standard. Wanderungen bis zum Plaza de la Revolucion, viel Aufenthalte in Bars und Restaurants, Besuch des Hotel Nacional, ein Tag am Paya del Este, etc. Nach wie vor war abends im Inglaterra noch am meisten geboten. Hier ist das Angebot an Livemusik, Essen und Trinken noch am stabilsten. Andere Bars waren noch zu (auch z.B. das Cafe Paris) oder schlossen früh, da sich abends eh sehr wenige Touristen in der Altstadt tummelten. Das Hotel Riviera wird immer noch renoviert, aber die Casa hatte wie gewohnt offen.